NEURALTHERAPIE
"Die Neuraltherapie ist eine Form der Regulationstherapie. Sie will entgleiste Regelvorgänge auf verschiedenen physiologischen Ebenen normalisieren. Insbesondere sollen chronisch belastende übergeordnete Faktoren ausgeschaltet werden. Dazu werden in erster Linie Lokalanästhetika nach bestimmten Techniken eingesetzt." (Definition der Österreichischen Medizinischen Gesellschaft für Neuraltherapie-Regulationsforschung)
Der Begriff Regulationstherapie
umfaßt die vielfältigen Möglichkeiten, die Funktionsmechanismen
des Körpers zu unterstützen oder wiederherzustellen. Es handelt sich
um eine Umstimmungs-
therapie, die die Umwandlung pathologischer Reaktionsmuster zurück zu einer
physiologischen Ordnung und die Wiederherstellung der Regulationsfähigkeit
aus der Situation der Regulations-
starre bewirken soll.
Zur Anwendung kommen hauptsächlich Lokalanästhetika (z.B.Xylocain). Dies sind Medikamente, die auch zur lokalen Betäubung z.B. bei kleinen chirurgischen Eingriffen (Zahnextraktion, Naht kleiner Wunden,...) verwendet werden. Im Gegensatz zur Lokalanästhesie, deren Wirkung nach Abbau oder Abtransport des Anästhetikums endet, hält der neuraltherapeutische Effekt wesentlich länger an und ist auch nicht an die Menge der Substanz gebunden. Dies ist dadurch erklärbar, daß man durch diese Therapieform nicht nur pharmakodynamische Wirkung erzielt, sondern gezielt in biokybernetische Regelkreise eingreift. Der Erfolg einer gekonnten Neuraltherapie hängt nicht von der Dosis, sondern nur von der Lokalisation ab.
Die Domäne der Neuraltherapie
sind generelle oder lokalisierte Funktionsstörungen vegetativer oder somatischer
Natur, die auf der Basis entgleister zellulärer, humoraler und nervaler
Regel-
vorgänge entstanden sind.
Das Ziel ist die Ausschaltung bzw. die Normalisierung pathologischer Regulationsvorgänge durch gezielte Injektion eines Lokalanästhetikums oder anderer biologischer Präparate (Homöopathika, Nosoden, Eigenblut,...) an bestimmte Strukturen des Körpers (Triggerpunkte, Reflexzonen, Nervenganglien, Akupunktur punkte, Narben, Störfelder,...).
T e c h n i k e n d e r N e u r a l t h e r a p i e :
1., Injektion an den Locus
dolendi
Bei allen akuten Schmerzen
ist die Lokalbehandlung als erste Maßnahme angezeigt. Es ist dies die
Injektion direkt an die bzw. die Infiltration der schmerzhaften Struktur (Sehnenansatz,
Kapsel, Myogelose,...) selbst.
Die Dauer der Schmerzausschaltung und Normalisierung der Funktion übertrifft
die Wirkzeit des verwendeten Anästhetikums bei weitem, da es neben der
lokalen Schmerzstillung auch zum Abbau von Rückkoppelungsmechanismen kommt,
die von der zuvor schmerzhaften oder funktions-
gestörten Struktur ausgelöst worden waren
2., Injektion an das gestörte Segment (Segmenttherapie)
Die Segmenttherapie ist
angezeigt, wenn die Lokalbehandlung nicht ausreicht oder die betroffene Struktur
nicht direkt behandelt werden kann (z.B. innere Organe, Phantomschmerz, ...)
Die Grundlage für einen Erklärungsversuch dieser Behandlung bildet
der "segmental-reflektorische Komplex". Es ist dies ein biologisches
Regelkreissystem mit kompliziert vernetzten positiven und negativen Rückkoppelungsmechanismen.
Dieser Komplex besteht aus der Gesamtheit aller Gewebe und Strukturen, die von
einem einzelnen Rückenmarkssegment versorgt und vernetzt werden. Innerhalb
dieses kybernetischen Netzwerkes versucht der Körper größtmögliche
Stabilität aufrechtzuerhalten. Dies geschieht durch biologische Feedback-Mechanismen,
die das Regulations-
und Gegenregulationsverhalten des Systems steuern.
Somit sind daher alle Einzelstrukturen eines Segmentes (segmentale Strukturpartner)
wie Haut, Unterhaut, Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenkkapseln, Periost, viscerale
Organe u.a.m. im Sinne einer reflektorischen funktionellen Vermaschung in dieses
komplexe Regelkreisgeschehen eingebunden.
Da es in diesem System kaum Einbahnwege gibt, ist somit jeder Segmentpartner
von jedem beliebigen seiner anderen Partner aus direkt zu beeinflussen.
Die einzelnen Partner eines Segmentes lagen ursprünglich in unmittelbarer
Nachbarschaft zueinander, im Rahmen unserer embryonalen Entwicklung mit Reifung
und Größenwachstum aller Gewebe kam es allerdings zu Verschiebungen
und Überlagerungen, sodaß letztlich die Struktur-
partner teils in relativ weiter Entfernung zueinander liegen. Somit ist es bei
der Segmenttherapie oft möglich, die Behandlung weit weg vom Ort der Störung
anzugehen.
Um die Problematik noch etwas zu komplizieren, ist unbedingt noch zu erwähnen,
daß natürlich auch die Segmente untereinander reflektorisch verbunden
sind und es dadurch auch segmentüberschreitende Phänomene gibt.
Die häufigste Form
der Segmenttherapie ist das "Quaddeln"
So nennt man das Setzen eines intracutanen Hautbläschens in Hautreflexzonen
oder Akupunkturpunkte. Es kommt dadurch zu einer Entlastung des segmental-reflektorischen
Komplexes mit Abbau der Reizsymptomatik.
Als Therapeutika werden dabei Lokalanästhetika, Homöopathika, Nosoden,
Eigenblut usw....
verwendet.
3., Injektion an Nervenstämme
oder Ganglien
z.B.: Blockade von Nervenwurzeln
im LWS-Bereich (bei Bandscheibenschaden), um reaktive Muskelverspannungen, die
ihrerseits wieder Schmerzen verursachen, zu vermindern. Es kommt dadurch zu
einer Abbau des Circulus vitiosus Schmerz-Verspannung-Schmerz-...
Die Anästhesie vegetativer Ganglien ist geeignet, verschiedene Funktionen
z.B. die Durchblutung in den von ihnen versorgten Organen oder Körperarealen
umzustellen.
4., Herd / Störfeldtherapie
Es gibt meines Wissens nach
wie vor keine wirklich befriedigende offizielle Definition der Begriffe Herd
/ Störfeld. Alle folgenden Erläuterungen stellen daher lediglich Erklärungsversuche
dar.
Ein Störfeld ist ein verborgenes lokales , entzündliches Geschehen,
das sich selbst klinisch ziemlich unauffällig verhält. Das heißt,
es macht lokal meistens keinerlei Schmerzen oder sonstige Beschwerden., kann
aber in weit entfernten Körperarealen zu Fernstörungen führen.
Beispiel: Patient hat chronische Schmerzen im rechten Knie, bes. bei Wetterwechsel.
Das Gelenk ist
röntgenologisch völlig unauffällig. Alle Behandlungsversuche
am Gelenk direkt (Salben,
Infiltrationen, Physikalische Therapie, ...) sind erfolglos. Erst durch neuraltherapeutische
Behandlung der Blinddarm-Narbe verschwinden die Knieschmerzen.
Störfeld: Narbe - Fernstörung im Kniegelenk (Lokalbehandlung sinnlos,
da Ursache der
Beschwerden im Blinddarmnarbenbereich!)
Man kann das Störfeld als einen energetischen Unruheherd im Körper
auffassen, der aber "unterschwellig" bleibt. Damit meine ich, der
Reiz des Störfeldes bleibt unterhalb jener Reizschwelle, ab der der Organismus
Gegenregulationen (=Symptome) setzt. Deshalb macht das Störfeld selbst
keine Beschwerden.
Allerdings wird durch diesen Unruheherd der gesamte "segmental-reflektorische
Komplex" (siehe oben) in eine Art Vorspannung versetzt.
Ein zweite Reiz , der ebenfalls unterschwellig wäre und daher vom Körper
ebenfalls nicht mit einer Gegenregulation beantwortet werden würde, trifft
aber dann auf ein schon gereiztes, sich in Vorspannung befindliches System,
wird dadurch überschwellig und löst eine Gegenregulation im Sinne
einer Fernstörung aus.
Auf obiges Beispiel übertragen:
Narbenstörfeld (Blinddarmnarbe) + Wetterwechsel ® Fernstörung
(Knieschmerzen)
Nach Ausschaltung des Narbenstörfeldes ist die Vorspannung des Systems
soweit reduziert, daß
der Reiz des Wetterwechsels nicht mehr überschwellig wird und daher auch
keinerlei Gegen-
regulationen in Form von Schmerzsymptomen auslöst
.
Ein Störfeld ist also
ein Bereich im Körper, den wir nicht als krank empfinden, der uns aber
generell krankheitsanfälliger und empfindlicher macht und der dadurch auch
die Basis für die Entwicklung einer chronischen Erkrankung sein kann.
Jede pathologisch veränderte Region des Körpers kann zum Störfeld
werden.
Jede chronische Krankheit kann störfeldbedingt sein.
8o-9o% aller Störfelder
befinden sich im Kopfbereich (Augen, Ohren, Nasennebenhöhlen, Zähne,
Kiefer, lymphatisches System, Mandeln, ...).
Alle Narben sind prinzipiell auf ihren Störfeldcharakter auszutesten (
auch Nabel, Dammschnitt, ...)
Der ideale Therapieerfolg
einer Störfeldbehandlung ist das sogenannte "Sekundenphänomen"
nach Huneke. Dieses muß folgende Kriterien erfüllen:
Sofortiges Verschwinden der Beschwerden nach der Behandlung für mindestens
18 Stunden.
Diese Phänomen ist durch Wiederholung reproduzierbar und die Beschwerdefreiheit
hält noch
Länge an bzw. die Beschwerden verschwinden für einen längeren
Zeitraum oder für immer.
Dadurch, daß unsere Patienten heutzutage meist an sehr komplexen chronischen Krankheitsbildern leiden und ihr Regulationssystem durch "zivilisierte" Lebensweise und Umweltgifte stark in Mitleidenschaft gezogen ist, sehen wir das echte Sekundenphänomen eher selten (andererseits aber auch wieder erstaunlich häufig).
Die große Stärke
der Störfeldbehandlung ist es, das Energiesystem des chronisch kranken
Patienten durch Eliminierung möglichst vieler (wenn möglich aller)
Störfelder derartig zu entlasten, daß das System aus einem Zustand
der "Regulationsstarre" wieder in eine physiologische Regulations
-
fähigkeit übergeführt werden kann., sodaß die körpereigenen
Adaptionsvorgänge wieder reibungs-
los ablaufen können.